aus den Weinheimer Nachrichtem vom 2. Mai 2007

Maibaumstellen fordert von Gemeinderäten alles


Hirschberg. (greg) Fest verankert im Boden auf dem Brignais-Platz in Leutershausen steht er nun wieder, der festlich mit sämtlichen historischen und modernen Zunftzeichen dekorierte Maibaum. Woher und aus welcher Zeit der Brauch stammt, zu Beginn des Wonnemonats Mai einen bis auf den Wipfelbuschen entasteten und entrindeten Baum aufzustellen, ist bis heute nicht geklärt.

Seit dem 16. Jahrhundert gehört das zeremonielle Aufstellen, wie auch das Maibaumstellen von Burschen aus den benachbarten Gemeinden, zum etablierten Brauchtum in Bayerischen Landen.

Dieser Tradition folgt auch seit vielen Jahren die Gemeinde Hirschberg. Das Fest des Maibaumaufstellens wird in Leutershausen vom Sing- und Volkstanzkreis (SVK) ausgerichtet. Kurz nach 16 Uhr hatten die Organisatoren am Montag für das Spektakel ihre Anlage aufgebaut und die ersten Tonproben absolviert. Sollte doch alles klappen, wenn sich die jungen Tänzerinnen zur Vorführung ihrer internationaler Folkloretänze formierten, um den Gästen, die gespannt auf das Aufstellen des Baumes harrten, die Wartezeit zu verkürzen. Das musikalische Programm begann mit einem Bändertanz, die Kinder- und die Jugendtanzgruppe führten im Anschluss den "Knopflochtanz" vor, einen Tanz der Schneider, die der Leiter der Tanzgruppe und SVK-Vorsitzende Jürgen Gustke von einer Reise aus England mitgebracht hatte. Gustke hatte an diesem Tag die Moderation inne und gestaltete diese recht amüsant und witzig. Abwechselnd mit den Tänzern spielte der evangelische Posaunenchor Leutershausen Lieder und Melodien, die den Wonnemonat Mai begrüßten. Dann kam der lang ersehnte Augenblick. Freiwillige Feuerwehr und DRK fuhren vor und Jürgen Gustke konnte mittlerweile die Baumaufzieher, die Gemeinderäte, den noch und den noch nicht amtierenden Bürgermeister begrüßen. Denn nach alter Tradition darf der Baum nur mit Muskelkraft aufgerichtet werden. In diesem Jahr musste der SVK auf die Kräfte von Bürgermeister Werner Oeldorf verzichten. Er entschuldigte sich wegen einer Verletzung und überließ das Feld seinem frisch gewählten Nachfolger Manuel Just. Nachdem die Gemeinderäte und der künftige Bürgermeister die angewiesenen Positionen eingenommen hatten und die Arbeitshandschuhe angezogen waren, hörte alles auf das Kommando von Feuerwehrchef Tobias Rell. Die Floriansjünger stemmten mit Holzbalken den über 20 Meter hohen Baum und die Räte zogen auf das Kommando "Zieht an" aus Leibeskräften. Doch so recht wollte der Baum nicht. Er bewegte sich zwar etwas, ging aber nicht in die gewünschte Höhe. Man legte eine Zwangspause ein und die Räte stärkten sich erst einmal mit einem Glas Bier. Und wieder kam das Kommando: "Aufrichten". Nach langen 20 Minuten, in denen so mancher Gast die Befürchtung hatte, der Maibaum werde in das gerade gezapfte Bier fallen, stand die Fichte, zwar etwas "rechtslastig", doch das wurde noch austarier. Jetzt erhebt sie sich in senkrechter Position bis zum Ende des Wonnemonats.