Er ist Kerweschlakl für zwei Tage
Leutershausen.
(hr) "Nö, warum?" Die Frage, ob Jan Fleck vor seinem großen Auftritt am Sonntag nervös ist, beantwortet der Birkenauer ganz klar. Ein bisschen Lampenfieber verspüre er allerdings schon, räumt er im Gespräch mit den Weinheimer Nachrichten ein.

Auf den 45-Jährigen kann sich der Leutershausener Sing- und Volkstanzkreis hundertprozentig verlassen. Als er beim Hammelpaarfest angesprochen wurde, sagte er sofort zu. Fleck übernimmt die Rolle des Kerweschlakls bei der diesjährigen Heisemer Storchekerwe und hält unter anderem die Kerweredd. Dies ist eine Premiere bei der 21. Auflage. Denn bislang "schenkte" immer der SVK-Vorsitzende Jürgen Gustke dem Volk ein. Aufgrund eines Todesfalls der Familie sah sich Gustke aber nicht in der Lage, in diesem Jahr vors Kerwevolk zu treten und eine Kerwepredigt zu halten. Fleck sprang sofort in die Bresche - allerdings als reine Vertretung, wie er mehrfach betonte.

Berührungsängste kennt er ohnehin nicht. Aufgrund seines Jobs als Außendienstmitarbeiter bei Schneider Electric - eine französische Firma mit immerhin 85000 Mitarbeitern - ist er es gewohnt, Vorträge zu halten. Er geht daher ganz locker an die Sache heran. "Diejenigen, die unten auf den Bänken sitzen, müssen es erst einmal besser machen", gibt sich Fleck zuversichtlich.

Seine Rede sei so gut wie fertig. Er feilt noch ein wenig daran. In dieser Rede werden wie üblich die "Bolzen" des Hirschberger Ortsteils beschrieben. Das Kerwevolk darf sich darauf freuen.

Fleck ist im SVK kein Unbekannter. Er gehört dem Verein seit 1975 an. Früher tanzte er dort, aufgrund seines Berufs zog er sich jedoch zurück. Vor drei Jahren übernahm er dann die Betreuung der Internetseite des Sing- und Volkstanzkreises. Während er gewissermaßen ins zweite Glied trat, sind seine Frau Dagmar sowie die Töchter Ellen (14 Jahre) und Lena (10) sehr aktiv beim SVK. Ehefrau Dagmar bildet mit Thomas Götz das aktuelle Hammelpaar.

Neben dem SVK engagiert sich Jan Fleck übrigens auch bei den Naturfreunden Weinheim. Eine große Leidenschaft des Ehepaars Fleck ist zudem das Reisen, insbesondere an die Côte d'Azur.


Auch die Frau des Ersatz-Kerweschlakls, Dagmar Fleck, engagiert sich bei der Heisemer Storchekerwe. Sie bildet mit Thomas Götz das derzeitige Hammelpaar.


Oeldorf lässt Schild für die Kerwevereine anbringen
(hr) Der scheidende Bürgermeister Werner Oeldorf ist für Überraschungen immer gut. Bei der Eröffnung der 21. Heisemer Storchekerwe im Hof der Martin-Stöhr-Schule wurde er aber regelrecht überrumpelt.

Volker Buser, Vorsitzender des Kerwevereins aus Nieder-Liebersbach (Liewerschbescher Kerwe), wollte den langjährigen Bürgermeister nicht einfach so gehen lassen. "Wie wäre es denn, wenn Du ein Schild am Rathaus befestigen lässt, worauf alle befreundete Kerwe- und Heimatvereine mit Angabe der Entfernungskilometer stehen?" Oeldorf dachte kurz nach, lachte und nickte. "Nach Norden gibt es aber nur ein Schild. Des spart Geld", schmunzelte er. Die Enthüllung der Tafel gibt natürlich ein "großes Fest". Darauf verständigten sich Buser und Oeldorf. Die Zuschauer auf den Bänken freute es.

Ein Auftakt nach Maß könnte man da nur sagen. Denn für das nächste Fest ist schon gesorgt. Zum perfekten Auftakt passte natürlich am Samstag auch das herrliche Herbstwetter sowie die gute Stimmung. Ersatz-Kerweschlakl Jan Fleck, der in diesem Jahr die Rolle des SVK-Vorsitzenden Jürgen Gustke übernahm, hatte durch seine lockere, und lustige Art schnell den Bann gebrochen. Und so nahm das Volksfest seinen gewohnten Lauf. Die Gruppen marschierten im Hof der Stöhr-Schule ein, wo bereits das Kerwevolk Platz genommen hatte. Der Kerweschlakl zeigte schon bei seiner gereimten Begrüßung, was an Talenten alles in ihm steckt. "Wer net uff die Kerwe geht, der hot was verpasst. Und fällt die ganze Welt in Scherbe, wir feiern unsre Kerwe", brachte er es auf den Punkt. Es krachte der erste Böllerschuss. Daraufhin traten die Kerweborschte auf die Bühne, um ihren "heiligen Eid" zu schwören, niemals die Kerwe ausfallen zu lassen. Die Ernennung des Ehrenkerweborscht Thomas Götz fiel kurzerhand ins Wasser, weil dieser mit seiner "Bank beschäftigt war". "Des koschd was und wird nach dem Umzug nachgeholt", kommentierte Fleck. Kräftige Männer waren danach beim Aufstellen der Kerweficht gefragt.

Mit der Übergabe des Kerwekuchens an den Bürgermeister wurde die Tradition zur Eröffnung fortgesetzt. Oeldorf wiederum begrüßte die Gäste, darunter Ehrenbürger Alfons Holzmann sowie Bundes- und Landtagsabgeordnete, Kreis- und Gemeinderäte. Der Schützenverein Hirschburg ließ es ein drittes Mal krachen. Jetzt wusste jeder in der Runde, dass die Kerwe offiziell eröffnet ist.

Die amtierende Lützelsachsener Winzerkönigin Sina I. und ihre Prinzessinnen Sarah und Sabrina überbrachten genauso Grüße wie Weinkönigin Stefanie II. aus Schriesheim mit ihren Prinzessinnen. Stefan Kilian, Vorsitzender des Verkehrs- und Heimatvereins Lützelsachsen, wünschte im Namen der befreundeten Vereine aus Schriesheim, Lützelsachsen, Weinheim, Nieder-Liebersbach, Sulzbach, Hemsbach und Laudenbach den Leutershausenern viel Glück.

Bevor der Musikverein Dossenheim sein Platzkonzert gab, postierte sich die SVK-Kindertanzgruppe rund um die Kerweficht. Unter der Leitung von Karin Horst, Dagmar Fleck und Marietta Gustke führten die Kleinen die Tänze "Durch die Tore" sowie "Lied über mich vor" auf. Den Kleinen folgten die Großen, als alle befreundete Vereine zum Abschluss der offiziellen Eröffnung rund um die Kerweficht tanzten.

Alles bloß kein Saasemer im Heisemer Rathaus
(hr) Die Stimme des Ersatz-Kerweschlakls hatte am Tag zuvor mächtig gelitten. Seinen Biss hatte Jan Fleck in seiner Kerweredd aber keineswegs verloren.

Vor allem am Ende schenkte er den Kommunalpolitikern und den Großen am Ort mächtig ein. Sehr zur Freude der Hunderte von Gästen im Hof der Martin-Stöhr-Schule. Wie es sich für einen richtigen Heisemer gehört, durfte ein Seitenhieb auf die Saasemer nicht fehlen. "Von der Bürgermeisterwahl im nächsten Jahr, dabei scheint es doch schon heute klar, dass die Heisemer des net verbocke un kein Saasemer ins Heisemer Rathaus hocke", sprach der Schlakl und hatte das Kerwevolk auf seiner Seite.

In seiner Geschichte "Biene Maja" zog er den "Taylor" durch den Kakao. Der guckte nämlich beim letztjährigen Umzug plötzlich ganz dumm aus der Wäsche. "Ewe hab ich ä Bien verschluckt. Do muss ich was trinke, der Schreck is so groß." Auf die Biene im Hals trank "Taylor" so viel, dass er am Schluss "ganz staawisch war, man sah es ihm an. Er hat scheel geguckt, war am schwitze un schnaufe, awwer die Bien, die wollt weiter saufe."

Ganz clever wollten Flecks Chef Jürgen Gustke und seine Frau Marietta sein. Fünf Euro erschien den Gustkes als zu teuer fürs Strandbad an der Ostsee. Da das Bad ab 15 Uhr nur drei Euro kostete, setzten sie sich ins Strandcafé. "Gesagt, getan: geloffe, g'schwätzt. Un dann in ein Strandcafé gesetzt. Ein Kaffee und ein Bier bestellt, ach wie schön ist diese Welt. Doch plötzlich vergeht das Lache. "16 Euro", der Jürgen stutzt, "hammer denn so viel verputzt?". Die Bilanz der Sparaktion: "Um grad mol vier Euro einzuspare, ihr liewe Leut, ich kann euch saache, tat Jürgen ohne nachzudenke, 16 Euro fast verschenke."

Ein Ärgernis am Ort durfte nicht fehlen, nämlich die Heddesemer Strooß. "Ich kann euch saache, die Strooß ist seit Monate fast nur noch mit'm Unimog zu befahre. Krater gibt's wie auf dem Mond, nur dass dort owwe niemand wohnt", schüttelte er der Kerweschlakl nur den Kopf. "Es kracht un es scheppert, es fliege die Stoa. Uf dere Strooß bricht sich sogar ä Maultier die Boa. Also lautet der Beschluss, dass die Gemeinde was mache muss. Da es aber scheitert am liewe Geld, hat ma jetzt eine andere Maßnahm' gewählt. Der zuständige Ausschuss hat beschlosse, alle Löcher markiern zu losse. In Tip von mir: Ma konnt's doch lese schon seit viele Jahre, in der Heddesemer Strooß wird zu schnell gefahre. Drum lasst doch die Schlaglöcher an ihre Stelle, dann spart die Gemeinde s' Geld für die Schwelle."

Vom Missgeschick des "Feuerwehr-Commanders" Rell, der vergeblich versuchte, während einer Fußballübertragung eine Antenne anzuschließen, erzählte Fleck ebenfalls. "Ich hör noch heute das Gewimmer: Bei uns unne in der Ebene funktioniert es immer. Die Häuserschlucht, wo ma de Himmel kaum sieht, is halt ebbes anners als es Neubaugebiet", kommentierte Fleck Rells Auftritt. Ziemliches Chaos herrschte beim Welde-Odenwald-Bike-Marathon. "Die Verwirrung war groß, wer hat denn gewonne, wer ist dann zuerst über die Ziellinie komme? Wer der Sieger ist, des kann ma net saache, die sin nämlich beide am Ziel vorbeigefahre. Der Grund für das Chaos, ma darf's fast net saache: Zu zweit konnt ma net durch die Zieleinfahrt fahre. Die war einfach zu eng, man hat halt g'spart. Diesmal an der Zieleinfahrt." Die Debatte darüber verlief recht hitzig, doch Organisationschef Kunkel fand's wohl auch noch witzig: "Ich hab des jetzt schon oft gemacht, aber an einen Sprint hätt ich nicht gedacht", zitierte ihn Fleck. Spätestens seitdem ist es Fleck gewiss, dass Denke wirklich Glückssach is.

In einer weiteren Geschichte ging er auf den Gemeindemitarbeiter Hermann ein, der beim Ausflug nach Limburg an der Lahn verloren ging und wieder auftauchte. Zum Ende hin kam der Kerweschlakl so richtig auf Touren und verteilte Rundumschläge. Etwa an die Gemeinde, die nicht in der Lage war, zur Verschönerung der Bühn hier paar junge Birke zu schlage. " Was hawe se gejammert, s'is so teuer halt. Dabei wachse die Birke, do drowwe, als U'kraut im Wald." Der Bletzer bekam ebenfalls sein Fett weg, weil er "mojens denkt, er wär gelähmt, weil er sich nemmeh bewege kennt. Dabei war der Fritz nur etwas beengt, hat nämlich beide Füß in ein Hosebein gezwängt."

Auch den Schilderwald an der Synagoge nahm er aufs Korn, weil sich dort alle Autofahrer fragen: "Warum nur um alles in der Welt, hat ma für die drei Parkplätz' vier Schilder uffg'stellt? " Vom Straßenfest hatte er ebenso zu berichten. Dort funktionierte das Licht nicht. "Das Licht is kaputt, ruft de Elektrofachmann. Dabei hawwe se nur, die traurische G'stalte, einfach vergesse einzuschalte", reimte der Schlakl.

Trachtentänze und viel Musik sorgen bei Senioren für gute Laune
(az) Trachten sorgten für ein buntes Bild auf der Bühne, während das Schuhwerk auf dem Parkett klapperte - was sich hier anhört wie eine Stepptanz-Veranstaltung ist in Wahrheit die Vorführung des Sing- und Volkstanzkreises (SVK) Leutershausen beim gestrigen Seniorennachmittag.

120 Besucher hatten sich in der Aula der Martin-Stöhr-Schule eingefunden, um dem bunten Treiben auf der Bühne zuzuschauen, das bereits zum 21. Mal im Rahmen der Leutershausener Storchekerwe stattfand. Einzeln und getrennt führten die Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppen des SVK verschiedene Tänze und Choreographien auf.

Mit internationalen Tänzen aus verschiedenen Ländern, wie beispielsweise dem "Knopfloch-Tanz", verstanden es ganz besonders die kleinen Tänzer, das Publikum mit ihrem Elan derart einzubeziehen, dass man die Begeisterung im Publikum sehen und am lauten, rhythmischen Mitklatschen auch deutlich hören konnte.

Einstudiert wurden die Tänze von Marietta Gustke, Dagmar Fleck und Karin Horst, den Leiterinnen der einzelnen Tanzgruppen.

Der Vorsitzende des SVK, Jürgen Gustke, führte durch das Programm und zeigte sich über den großen Anklang erfreut, den der Seniorennachmittag auch in diesem Jahr wieder fand. Dem eigentlichen Moderator, Kerweschlakl Jan Fleck, hatte nach einem anstrengenden Wochenende die Stimme versagt, so dass Jürgen Gustke spontan für ihn einspringen musste.

Zwischen den Tanzeinlagen erzählte Hans Frank, ebenfalls vom SVK, dem Publikum Winzer- und andere Geschichten und sorgte mit seinen Pointen für Gelächter in der Aula.

In den Programmpausen konnten sich die Senioren an der Kuchentheke reichlich bedienen.

Kaffee, Kuchen und auch der ausgeschenkte Wein waren Spenden der Gemeinde und kamen bei den Besuchern, ebenso wie das Programm, hervorragend an.

"Es ist schön, dass unser Seniorennachmittag immer wieder so dankbar angenommen wird. Wir möchten allerdings auch in den kommenden Jahren diesen ,familiären" Rahmen beibehalten und weder aus unserer Kerwe noch aus dem Seniorennachmittag, ein großes Volksfest machen", erklärte Gustke, der an der Tradition der Leutershausener Kerwe festhalten möchte.

"Auch von der Gruppe Octopus wurden wir darauf angesprochen, dass gerade die schöne Atmosphäre ein ganz besonderer Bestandteil der Kerwe ist", so Gustke, der auch die technische Verantwortung des Nachmittags innehatte und für die Tanzmusik sorgte.

Ebenfalls gut angenommen wurde von den Senioren die Band "Odenwälder Set", die ab 16 Uhr auf der Bühne stand und die Gäste mit Musik unterhielt.