Berichte aus: WN-OZ

Das Programm zum SVK-Jubiläum

Leutershausen.(hr) Der Sing- und Volkstanzkreis Leutershausen feiert am Wochenende sein 50-jähriges Jubiläum. Am Samstag, dem 5. Mai, steht der Festabend ab 19 Uhr in der Heinrich-Beck-Halle auf dem Programm.

Mitwirkende: Festrede und Schirmherr Bürgermeister Werner Oeldorf, SVK, Egerländer Familienmusik Hess, Trachtengruppe Dossenheim und Chor aus Schriesheim. Ab 20 Uhr Volkstanzfestmit verschiedenen Vorführungen, unter anderem von der Groupe Folklorique Les Marcaires de la Vallée de Munster, Fahnenschwinger der Volkstanzgruppe "Tijl Uylenspiegel", Trachtengruppe Winterstettendorf und Trachtengruppe Dossenheim.

Der Sonntag, 6. Mai, beginnt das Jubiläumsfest um 11 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst vor dem Rathaus. Der Sing-und Spielkreis Heidelberg wird den Gottesdienst begleiten. Danach wird der Schilderbaum der befreundeten Brauchtumsvereine Bergstraße/Vorderer Odenwald auf dem Rathausvorplatz übergeben. Anschließend folgt ein Sektempfang bei Bürgermeister Oeldorf. Um 12.30 Uhr ist gemeinsames Mittagessen in der Beck-Halle und um 14 Uhr startet dort die Geburtstagsfeier mit Vorführungen aller anwesenden Volkstanzgruppen.


SVK belebt den Ort mit Sommertagszug und Kerwe

Leutershausen.(hr) Dem Hirschberger Ortsteil Leutershausen steht ein großes Wochenende bevor. Denn der Sing- und Volkstanzkreis feiert seinen 50. Geburtstag.

Bekannt und beliebt ist der Verein für die Durchführung des Sommertagszuges, für das Maibaumstellen und für die Storche-Kerwe. Ein Name ist mit der Geschichte des Vereins eng verbunden. Dabei handelt es sich um den verstorbenen Bergsträßer Lehrer Theo Wild. Er gründete den Sing- und Volkstanzkreis und leitete ihn lange Zeit als Vorsitzender.

Die Anfänge des SVK reichen in die 50er Jahre zurück. Im Frühjahr 1957 wurde eine von Wild geführte Klasse aus der Schule entlassen. Es war eine große Klasse, mit der man sogar vierstimmig singen konnte. Sie war musisch sehr aufgeschlossen. Für die Entlassfeier studierte man unter anderem ein in Bewegung umgesetztes Volkslied ein; dazu wurde ein Volkstanz, der "Tampet", geprobt.

Wochen später wurde besagter Lehrer von einigen seiner "ehemaligen" Schülerinnen angesprochen:"Können wir nicht mit dem Singen und dem Tanzen weitermachen. Das hat uns gefallen." "Gern, prima!", war Wilds Antwort, und wieder setzte er sich mit Hermann Rudhardt in Verbindung. Der sagte zu und ein erster Termin wurde vereinbart. Am 23. Mai 1957 wurde der Sing- und Volkstanzkreis gegründet. Wild übernahm die Gesamtleitung, Rudhardt das Tanzen. Man traf sich - zunächst nur Mädchen - im "Bürger- und Jugendsaal" des Rathauses, und das jeden Mittwoch.

Ab Winter 1957/58 trafen sich alle Mädchen im Handarbeitszimmer der "Schillerschule", um unter der Leitung von Helga Palmer die Trachten zu nähen. Dazu wurden handgewebte Stoffe verwendet. Vom Odenwald übernommen wurde der dort im wesentlichen blaugrundige Rock und ein dazu farblich passendes rotes Mieder, unter dem eine weiße Bluse getragen wird. Die ebenfalls weißen Häubchen wurden mit selbstentworfenen, volkskundlich orientierten Mustern bestickt. Schon im Frühling 1958 stand der erste öffentliche Auftritt auf dem Programm.

Beim Besuch einer Gruppe aus Stockholm erlebten die Leutershausener zum ersten Mal, wie im klassischen Land des Volkstanzes, in Schweden, getanzt wird. Sehr wichtig für den Vereine war es, dass man mit Bürgermeister Herbert Kunkel von Anfang an einen Fürsprecher besaß. Dies war auch notwendig, denn der "Bürger und Jugendsaal" wurde umfunktioniert und der SVK war heimatlos geworden. Immer wieder, aber nicht für allzu lange Zeit kam der SVK im "Löwen", im "Hirsch", im neuen Schulpavillon an der Schillerschule oder später im ersten Trakt des neuen Schulhauses zusammen, ehe man im katholischen Schwesternhaus eine Bleibe fand.

Dieses Heim widmete der Verein dem evangelischen Pfarrer Dr. Hans von der Au. Dieser hatte sich für den Erhalt von Brauchtum und die Pflege von Heimattänzen und das Tragen von Trachten eingesetzt.

Partnerschaft mit Munster:

Beim Pflegen eines deutschen Soldatenfriedhofs in einem stillen Vogesental lernten die Leutershausener den elsässischen Friedhofswärter Boller kennen. Spontan wurde der SVK zu einem deutsch-französischen Folklore-Fest eingeladen, bei dem der Verein die "Marcaires de la Vallée de Munster"- die Melker aus dem Münstertal - kennen lernten. 1973 - zehn Jahre nach dem ersten Treffen - war es so weit: Die Gruppenfreundschaft wurde zur Jumelage, wobei die beiden Bürgermeister Kunkel und Schmitt Pate standen. 1985 übernahm der heutige Vorsitzende Jürgen Gustke die Geschicke des Vereins.; Theo Wild wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1987 erhielt er die Ehrenmedaille des Landes Baden-Württemberg. Bereits 1986 startete der SVK mit neuen Aktionen. Denn die Heisemer Kerwe wurde wieder belebt. 1987 folgte nach 37 Jahren zudem ein Sommertagszug, der zukünftig abwechselnd in beiden Ortsteilen veranstaltet wird. Im gleichen Jahr erhielt die Heisemer Kerwe einen neuen Namen, fort an heißt sie Heisemer Storche-Kerwe.

Ab 1991 bereichert der SVK mit einer weiteren Veranstaltung das Kulturleben in Hirschberg. Erstmals wurde auf dem Brignaisplatz der Maibaum gestellt. Anschließend kamen alle beim Volkstanzfest in der Aula der Martin-Stöhr-Schule zusammen.

Pfingsten 1993 gilt ebenfalls als ein wichtiges Datum in der Vereinsgeschichte. Der 30. Geburtstag der Freundschaft mit der Group Folklorique Marcaires de la Vallée de Munster und der 20. Geburtstag dieser Verschwisterung in Munster wurde gefeiert.


Zweitägiges Festprogramm

Leutershausen. (chr) Jürgen Gustke, Vorsitzender des Leutershausener Sing- und Volkstanzkreises (SVK), ist gerührt. "Es war ergreifend, heute morgen all die bunten Trachten zu sehen", sagte er gestern im Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst auf dem Rathausvorplatz, der den zweiten Tag des SVK-Festprogramms zum 50-jährigen Bestehen einläutete.

Am Abend zuvor feierte die Gruppe das Jubiläum mit den befreundeten Heimat- und Kerwevereinen ausgiebig in der Heinrich-Beck-Halle. Da auch die Folkloregruppe "Les Marcaires de la Vallé de Munster" aus dem Elsass, eine Abordnung der "Tijl Uylenspiegel" aus Belgien sowie die Vereinigten Volkstänzer aus Roskilde (Dänemark) mit Glückwünschen im Gepäck angereist sind, lässt das Glockenspiel am Rathaus die Europahymne erklingen. Dann geht es ans Auspacken. Das Geschenk der befreundeten Heimat- und Kerwevereine der Bergstraße und des Vorderen Odenwaldes ist nicht zu übersehen: Etwa zwei Meter hoch, überragt es alle auf dem Platz Versammelten. Noch verbirgt es sich jedoch unter rotem Stoff. Dann wird das "Geheimnis" gelüftet - Bürgermeister Werner Oeldorf und der SVK-Nachwuchs befreien die Überraschung. Zum Vorschein kommt ein mit dem Maibaum verwandter Schilderbaum; das Werk des passiven Mitglieds Hubert Pauli. Ihn schmücken das Wappen der Gemeinde Hirschberg sowie die Wappen der befreundeten Heimat- und Kerwevereine. Im Anschluss bahnt sich ein bunter Trachten-Zug seinen Weg durch den Ort zur Heinrich-Beck-Halle: die Feier geht weiter.

Geprobt, bis die Lampen wackelten

Leutershausen. (chr) Jürgen Gustke schnauft erleichtert in das Mikrophon. Geschafft!!!

Die Reden sind ausgearbeitet, die Instrumente gestimmt, die Stuhlreihen in der Heinrich-Beck-Halle voll besetzt. Der Vorsitzende des Sing- und Volkstanzkreises (SVK) blickt in rund 400 erwartungsvolle Gesichter. Denn er eröffnet eine ganz besondere Veranstaltung: die Feier anlässlich des 50-jährigen Jubiläums. "Getanzt wird schon seit Jahrtausenden - aus Freude, Trauer, Übermut, den Göttern und auch der Liebe wegen", setzt der Vorsitzende an. Doch auch das Singen verbinde weltweit. Da dieser Brauch beim Sing- und Volkstanzkreis momentan auf Eis liegt, übernimmt der Schriesheimer Chor ohne Namen im Rahmen des Geburtstagsfestes diesen Part. Da lässt es sich auch Gustke nicht nehmen, mit den Sängern die "Weinreise" anzustimmen. Doch noch ein weiteres Geburtstagskind versteckt sich in den Reihen des SVK: die kleine Antonia. Mit den anderen Mitgliedern der Gruppe beobachtet sie von der Bühne aus, wie der Jugendtanzkreis einmarschiert. Der reagiert erst einmal verdutzt, als plötzlich Rockmusik aus den Lautsprechern tönt. "Die müssen eben flexibel sein", scherzt eine Zuschauerin - die kleine Panne wird mit Humor gesehen. Das Improvisieren bleibt den Tänzern dann aber erspart. Nach Rücksprache mit den Tontechnikern kann es losgehen. Auf dem Programm: ein israelischer Tanz, bei dem alles wie am Schnürchen läuft. Das Tanzen überlässt Bürgermeister Werner Oeldorf lieber den Profis. Als er die Bühne betritt, hat er so statt fetziger Schrittfolgen eine Rede parat. Die ganze Gemeinde, nicht nur der Ortsteil Leutershausen, freue sich mit der Gruppe über den Geburtstag, sagt Oeldorf. Er betone dies gerade deshalb, weil der SVK zu den Organisationen Hirschbergs gehöre, die beide Ortsteile wie selbstverständlich in ihre Arbeit mit einbeziehen. "Der SVK lebt und pflegt Kultur", fährt der Rathauschef fort. Rasch seien in der Vergangenheit Kontakte zu ähnlichen Gruppen im Bundesgebiet und im Ausland geknüpft worden, erinnert der Bürgermeister. "Die Verbindungen nach Munster im Elsass und nach Schweden gehören sicher zu den bedeutendsten", betont Oeldorf. Zudem beteilige sich der SVK an der Partnerschaft mit Brignais. "Halten Sie fest an diesem Ziel, das Sie sich auf ihre Fahnen geschrieben haben und bemühen Sie sich immer wieder aufs Neue, gerade die Jugend für diese Ideale zu gewinnen", appelliert er. Schon lange Feuer und Flamme für die Traditionstänze sind die neunjährige Antonia, der sechsjährige Theodor und die fünfjährige Karoline - die jüngsten Mitglieder, die bei der Feierstunde mit dem SVK auf der Bühne stehen. Von Nervosität jedoch keine Spur. "Wir hatten schon oft Auftritte", erklären sie stolz. Ihr Lieblingstanz? "Der Fünf-Paar-Tanz", platzt Antonia spontan heraus. Wie Antonia, Theodor und Karoline standen auch die Gründungsmitglieder einst vor der Aufgabe, sich die Schrittfolgen einzuprägen. Schmunzelnd erinnern sie sich an diese Zeit zurück, an den strengen Tanzlehrer und die Suche nach einem Probenraum. "Keine Wirtschaft wollte uns", denkt Hilde Stöhr lachend zurück. "Denn wenn wir im Saal über dem Restaurant geprobt haben, haben unten die Lampen gewackelt."

Ehrennadel für Jürgen und Marietta Gustke

Leutershausen. (chr) 50 Jahre Sing- und Volkstanzkreis (SVK) - da ließen es sich die befreundeten Heimat- und Kerwevereine nicht nehmen, zu gratulieren. "Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Wiedergabe des Feuers", zitierte Volker Buser, Vorsitzender des Vereins "Liewerschbescher Kerwe", den österreichischen Komponisten Gustav Mahler.

Der Satz sei auf die Jubiläumsgruppe zugeschnitten, so Buser im Namen der Volkstanzgruppe des MGV Eintracht 1899 Schriesheim, des Verkehrs- und Heimatvereins Lützelsachsen, des Heimat- und Kerwevereins "Alt Weinheim" sowie des Sulzbacher, Hemsbacher und Laudenbacher Kerwe- und Heimatvereins. Mit ihren Besuchen im Ausland helfe die Gruppe, ein Europa der Freundschaften aufzubauen. Auch Martha Rocket vom Sing- und Spielkreis Heidelberg erinnerte an gemeinsame Fahrten nach Schweden, Montpellier und in die USA. Wie sie gratulierten auch Fritz Jauché, Mitglied des baden-württembergischen Landesverbandes der DJO-Deutsche Jugend in Europa, sowie Eva-Marie Pfefferle als Vertreterin der 90 Hirschberger Vereine dem "Geburtstagskind". Die Gruppe habe viel auf die Beine gestellt - vom ersten Sommertagszug nach langer Pause bis hin zur Wiederbelebung der Kerwe. Verlässlichkeit und Treue zum Verbund - Eigenschaften, die Reinhold Frank, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise Baden-Württemberg, mit der Leutershausener Gruppe in Verbindung brachte. "Weil Ihr Eure eigene Kultur kennt und schätzt, wächst auch die Achtung vor anderen Kulturen", würdigte er das Engagement der Gemeinschaft, bevor er Jürgen und Marietta Gustke in Anerkennung besonderer Verdienste die silberne Ehrennadel des Verbandes ansteckte. Außerdem ausgezeichnet wurden für zehn Jahre Mitgliedschaft: Manuela Bickel, Sebastian Wolf, Johanna Wolf und Monika Wolf; für zwanzig Jahre geehrt wurde Wolfgang Pflisterer. Die silberne Nadel für 25-jährige Treue zum SVK erhielt Marion Gulrich; der Dank für 40-jährige Mitgliedschaft ging an Christel Bickel und Alfred Baur. Die goldene Vereinsnadel bekamen neben den Gründungsmitgliedern Liselotte Glatz, Anneliese Weber, Ilse Schwartz, Hilde Stöhr, Rosemarie Johe, Helga Vaisnys und Ursula Gerlach auch Bürgermeister Werner Oeldorf sowie Vorstandsmitglied Hans Frank.